Epidemiologie
Demodex-Milben werden als Bestandteil der physiologischen Fauna der Haut betrachtet. In geringer Zahl können sie vor allem bei Hunden nachgewiesen werden, ohne dass es zu klinischen Erscheinungen kommt. Die Demodikose, verursacht durch D. canis, ist besonders unter jungen Hunden weit verbreitet. Die Übertragung erfolgt bei diesen von der Hündin auf die neugeborenen Welpen innerhalb der ersten Lebenstage durch direkten Körperkontakt. Die meisten Tiere, die eine klinisch manifeste Demodikose entwickeln, sind juvenile Tiere mit einem genetisch bedingten Immundefekt oder aber adulte Tiere, die durch eine vorliegende Grunderkrankung oder andere Faktoren (z. B. immunsuppressive Therapie, Endokrinopathie, Neoplasie) in ihrer Abwehr geschwächt und prädisponiert sind. Aus diesem Grund sollten adulte Tiere mit einer klinisch manifesten Demodikose sorgfältig auf eventuell vorliegende Grunderkrankungen untersucht werden. Demodex gaoti kann zwischen erwachsenen Katzen übertragen werden.
6.2. Symptomatik
Demodikose des Hundes
Demodikose tritt entweder als lokalisierte oder als generalisierte Hauterkrankung auf. Weiterhin lässt sich klinisch eine squamöse Form von der sehr viel schwerwiegenderen pustulösen Form abgrenzen. Erste Milben und eventuell erste Läsionen sind meist im Bereich der Schnauze, der Augenlider, der Stirn und der Ohren zu finden.
Lokalisierte Demodikose des Hundes
Die lokalisierte Demodikose wird vor allem bei Hunden beobachtet, die jünger als sechs Monate sind. Die Erkrankung kann aber auch bei adulten Tieren auftreten. Es handelt sich dabei um eine oder mehrere umschriebene, trockene, schuppige, teilweise haarlose Stellen, die besonders im Kopfbereich und an den Vorderbeinen zu finden sind. Juckreiz ist zunächst meist nicht zu beobachten, kann sich aber im Zuge einer Pyodermie durch bakterielle Sekundärinfektionen entwickeln. Die lokalisierte Demodikose des Hundes ist in der Regel keine schwere Erkrankung und heilt oft spontan innerhalb von sechs bis acht Wochen ohne Behandlung ab, und es kommt aufgrund einsetzender Immunität nur selten zu Rezidiven.
Generalisierte Demodikose des Hundes
Die generalisierte Demodikose kann beim Junghund oder beim adulten Hund auftreten. Die juvenile generalisierte Demodikose tritt üblicherweise bei Hunden zwischen dem 2. und 18. Lebensmonat auf, wobei dieses Alter keine absolute Obergrenze darstellt. Auch sobald zwei Pfoten des Hundes betroffen sind, ist davon auszugehen, dass es sich um eine generalisierte Form der Demodikose handelt.
Es gibt Hinweise auf eine genetische Prädisposition für eine juvenile generalisierte Demodikose; daher sind Zuchthunde, die selbst oder deren Welpen eine generalisierte Demodikose entwickelt hatten, aus der Zucht zu nehmen.
Bei ausgewachsenen Hunden tritt die generalisierte Demodikose selten auf, ist dann aber eine schwere Erkrankung. Meist sind Hunde im Alter von über vier Jahren betroffen. Diese Form entwickelt sich nach einer massenhaften Vermehrung der Milben, meist infolge einer schwächenden Grunderkrankung wie z. B. einer Nebennierenrindenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, bestimmten Infektionskrankheiten und Tumoren oder einer lang andauernden Immunsuppression.
Die generalisierte Demodikose kann zu Beginn squamös sein, entwickelt sich jedoch häufig zu einer schweren Erkrankung, die in der Regel durch eine bakterielle Infektion kompliziert wird. Betroffene Hunde haben häufig einen unangenehmen Hautgeruch. Die Krankheit kann lebensbedrohlich verlaufen. Zugrunde liegende Krankheiten, die immunsuppressiv gewirkt haben, sollten diagnostiziert und entsprechend behandelt werden, um auch die Demodikose erfolgreich zu therapieren.
Demodikose der Katze
Bei Katzen kommt die durch D. cati verursachte Demodikose selten vor und wenn, dann in der Regel im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Neoplasien, FeLV oder FIV, die das Tier schwächen.
Katzen mit D. gatoi leiden unter Juckreiz und können betroffene Hautpartien stark lecken oder putzen. Die ebenfalls seltene D. gatoi-Dermatitis steht nicht in Zusammenhang mit bestehenden Grundleiden; die Milben können von Katze zu Katze übertragen werden.
6.3. Diagnose
Zum Nachweis der Demodex-Milben werden tiefe Hautgeschabsel entnommen. Zur Entnahme des Geschabsels sollte eine Hautfalte aufgezogen und fest zusammengepresst werden, um die Milben aus den Haarbälgen und Talgdrüsen herauszupressen. Das Geschabsel muss so tief genommen werden, dass es zu kapillären Blutungen kommt. Die Haut oder das Entnahmebesteck können mit Öl befeuchtet werden. Das Geschabsel wird mikroskopisch auf Demodex-Milben untersucht. Bei langhaarigen Hunden wird der Entnahmeort zuvor geschoren, um einen Verlust des Probenmaterials im Fell zu
verhindern.
Ist die Entnahme eines Hautgeschabsels in bestimmten Körperregionen nicht gut möglich (z. B. Pfoten), können Haare von einer klinisch veränderten Stelle (Areal) ausgezupft werden. Diese Haare werden mit etwas Öl auf einen Objektträger gegeben und mikroskopisch untersucht. Um die Sensitivität zu erhöhen, sollten möglichst Haare von einem Areal von rund 1 cm2 gezupft und untersucht werden. Mikroskopisch werden die charakteristischen zigarrenförmigen Milben oder ihre spindelförmigen Eier nachgewiesen (Abb. 8). Klinische Veränderungen können erst dann mit einer Demodikose ursächlich assoziiert werden, wenn mehrere Demodex-Milben, vor allem Eier oder Larven, nachgewiesen wurden. In Einzelfällen kann der Nachweis schwierig sein, z. B. bei Shar Peis und Hunden mit Pododemodikose. In diesen Fällen kann eine Biopsie notwendig sein.
In Fällen mit einer gleichzeitig vorliegenden tiefen Pyodermie kann der Inhalt aus Pusteln oder fistelartigen Gängen herausgepresst, mit Öl versetzt und mikroskopisch ebenfalls auf Milben untersucht werden.