Wurmbehandlung tragender und säugender Hündinnen und Kätzinnen
ESCCAP-Expertenrat von Frau Professor Dr. Joachim
Trächtige und säugende (laktierende) Hündinnen und Kätzinnen können parasitische Würmer auf ihre Nachkommen übertragen. Dies hat auf die Gesundheit betroffener Welpen unter Umständen erhebliche bis lebensbedrohliche Auswirkungen. Zudem können manche Wurmarten von Hund und Katze auch den Menschen infizieren. Wie es zur Übertragung der Würmer von der Mutter auf ihre Welpen kommt und wie sich diese vermeiden lässt, erklärt Veterinärparasitologin Prof. Dr. Anja Joachim von der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna).
Wie erfolgt die Übertragung vom Muttertier auf die Welpen?
Hündinnen und Kätzinnen spielen als Quelle von Spulwürmern und Hakenwürmern für die Infektion ihrer Welpen in den ersten Lebenswochen die wichtigste Rolle. So ist es möglich, dass sie Parasiten ausscheiden, die Hunde jeden Alters infizieren können. Daneben stecken Muttertiere ihre Neugeborenen aber manchmal auch über die Milch mit Larven der Spul- und Hakenwürmer an. Im Falle des Hundespulwurms können sich ungeborene Welpen (Föten) zudem über den Mutterkuchen (Plazenta) infizieren.
In beiden Fällen hat sich die Mutter bereits vor der Geburt mit diesen Würmern angesteckt. Die Parasiten vervollständigen ihre Entwicklung in erwachsenen Hunden meist jedoch nicht, sondern verharren als Larven in Muskeln und anderen Geweben. Erst durch die Trächtigkeit erhalten diese ein Signal, sich bei nahender Geburt zur Milchdrüse (und im Falle des Hundespulwurms zur Plazenta) zu begeben.
Was geschieht nach der Übertragung?
Nach der Übertragung auf die Welpen wandern die Larven durch die inneren Organe. Da in diesem Alter noch keine Abwehr gegen die Parasiten besteht, können sich diese weiterentwickeln. Dadurch kommt es noch während der Säugephase zu einer Ansiedlung ausgewachsener Würmer im Darm der Welpen. Dies hat zur Folge, dass die Würmer sich zumindest für einige Wochen ungehindert vermehren und eine große Anzahl an Eiern produzieren können. Diese scheiden die Welpen bereits ab dem Ende der dritten beziehungsweise fünften Lebenswoche mit dem Kot aus.
Welche gesundheitlichen Risiken bestehen für die Welpen?
Der gesundheitliche Schaden, den die Würmer (vor allem wenn sie in großer Zahl vorhanden sind) bei ihren noch sehr jungen Wirten anrichten können, ist erheblich größer als bei älteren Tieren. So nehmen die Würmer beispielsweise Nährstoffe aus der Nahrung ihrer Wirte auf und führen so zu Nährstoffverlusten. Vor allem bei einem Befall mit blutsaugenden Hakenwürmern droht außerdem ein Blutverlust, der die jungen Tiere zusätzlich schwächt. Des Weiteren führen insbesondere große Spulwürmer in manchen Fällen zu Darmverschlüssen, Bauchfellentzündung und sogar zum Tod der Welpen.
Wie verbreiten sich Spul- und Hakenwürmer?
Geschlechtsreife Würmer produzieren sehr viele Eier, die von infizierten Welpen in großer Zahl mit dem Kot in die Umgebung ausgeschieden werden. Dort können sie über lange Zeit für erneute Infektionen bei Hunden aller Altersstufen sorgen. Sehr junge Welpen haben zwar einen begrenzten Aktionskreis, aber die Eier können mit dem Kot (z. B. an Schuhen) verbreitet werden.
Um den Schlafplatz ihrer Welpen sauber zu halten, nimmt die Mutter zudem den Kot der Welpen auf und verbreitet diesen wiederum über ihren eigenen Kot in der Umgebung.
Sowohl Spulwurm- als auch Hakenwurmeier kann die Tierärztin/der Tierarzt in Kotproben unter dem Mikroskop erkennen (siehe Abbildung 1.). Manchmal scheiden Welpen mit ihrem Kot auch Spulwürmer aus (siehe Abbildung 2).
Abb. 1: Ei eines Spulwurms unter dem Mikroskop.
Quelle: © Vetmeduni Vienna, Institut für Parasitologie
Abb. 2: Ausgewachsener Spulwurm.
Quelle: © Vetmeduni Vienna, Institut für Parasitologie
Bei der Kotuntersuchung einer säugenden Hündin oder Kätzin ist aber zu berücksichtigen, dass dabei gefundene Parasitenstadien meist nicht auf eine Infektion der Mutter selbst hindeuten, sondern auf Infektionen der Welpen. Eine Kotuntersuchung der Mutter ist allerdings keine zuverlässige Methode zum Nachweis eines Wurmbefalls bei ihren Welpen.
Wie lässt sich eine Übertragung vermeiden?
Auch wenn Muttertiere durch die Wurmlarven im Körper gesundheitlich nicht beeinträchtigt werden, ist die Entwurmung von Muttertieren entscheidend für die Verhinderung des Wurmbefalls ihrer Welpen. Die Behandlung der Mutter hat zum Ziel, die Larven, die beispielsweise in Muskeln verharren und durch die nahende Geburt aktiviert werden, abzutöten, bevor sie übertragen werden.
Der Zeitraum dafür ist allerdings begrenzt. Je nach Medikament ist es erforderlich, Zuchthündinnen und -kätzinnen zweimal am 40. und 55. Trächtigkeitstag oder täglich ab dem 40. Tag der Trächtigkeit zu behandeln. Hündinnen/Kätzinnen können die Würmer auch über mehrere Trächtigkeiten hinweg an ihre Würfe weitergeben. Aus diesem Grund ist es wichtig, Muttertiere regelmäßig und ihre Würfe frühzeitig zu entwurmen, um einen Befall mit Spul- und/oder Hakenwürmern zu verhindern.
Es wird empfohlen, Welpen zum Ende der zweiten Lebenswoche zum ersten Mal zu entwurmen, um eine Ausreifung von Würmern im Darm zu verhindern. Da Welpen sich auch über Larven in der Muttermilch infizieren können, ist es ratsam, sie bis zum Absetzen (je nach verabreichtem Wirkstoff) in zwei- bis vierwöchigen Abständen zu entwurmen. Danach können sie wie erwachsene Hunde gegen Würmer behandelt werden (siehe auf www.esccap.de).
Ihre Tierärztin/Ihr Tierarzt kann Sie bei der Behandlung von Hündinnen/Kätzinnen und ihrer Würfe beraten.
Welche weitere Bedeutung haben Spul- und Hakenwürmer?
Die Spulwürmer sowie bestimmte Hakenwurmarten von Hund und Katze können auch den Menschen infizieren und dort je nach Wurmart zu Entzündungen in den betroffenen Geweben wie zum Beispiel Leber, Lunge oder auch der Haut führen. Die Larven entwickeln sich im Menschen nicht weiter und werden im Laufe der Zeit vom Immunsystem abgetötet. Dennoch kann es in Einzelfällen zu Krankheitserscheinungen wie z. B. Fieber, Bauchschmerzen oder auch Augenentzündungen kommen.
Frau Professor Dr. Anja Joachim ist Leiterin des Instituts für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna). Zudem ist sie Mitglied der unabhängigen Expertenorganisation ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) und nationale Vertreterin von ESCCAP Österreich.