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Welche Erkrankungen können Zecken übertragen?
Foto: pixabay/Erik_Karits
Zecken können mit verschiedenen Krankheitserregern (Einzeller, Viren, Bakterien) infiziert sein und diese beim Saugakt an Hunde und Katzen übertragen. Die Folgen für die Vierbeiner sind teils lebensbedrohliche Symptome. Die Bezeichnung „Reisekrankheiten“ ist jedoch irreführend, da einige der Zecken und Erkrankungen nicht nur in warmen Urlaubsgebieten, sondern zunehmend auch in Deutschland und den Nachbarländern auftreten.
Infektionen verursacht durch Einzeller (Protozoen)
Schildzecken (Ixodidae) darunter in Deutschland vor allem die Wiesenzecken (Dermacentor reticulatus) können Babesien (z.B. Babesia canis) übertragen, die rote Blutkörperchen (Erythrozyten) befallen. Infizierte Hunde erkranken meist akut und zeigen je nach Stadium der Erkrankung Mattigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Blutarmut, Gelbfärbung der Schleimhäute (Ikterus) und Einblutungen in die Haut oder Schleimhaut sowie blutigen Urin. Unbehandelt endet die Erkrankung häufig tödlich. Allerdings lässt sich die Erkrankung durch medikamentelle Behandlung grundsätzlich erfolgreich therapieren. Dabei ist es wichtig, die
Behandlung möglichst schnell nach dem Beginn der Erkrankung zu starten. Sobald das Tier erkrankt ist, ist in der Regel eine intensive, symptomatische Therapie in der tierärztlichen Praxis oder Klinik nötig. Babesiose-Fälle treten seit ein paar Jahren zunehmend auch in Deutschland auf. Um der Krankheit vorzubeugen, ist die Zeckenprophylaxe die sicherste Maßnahme. In Deutschland ist kein zugelassener Impfstoff verfügbar, jedoch existiert in einigen europäischen Ländern ein Impfstoff. Dieser kann die Schwere der Erkrankung reduzieren, bietet jedoch keinen sicheren Schutz vor einer Infektion. Aus aktueller fachlicher Sicht wird die Impfung daher lediglich als ergänzende Maßnahme in Regionen mit einem hohen Risiko für eine Babesieninfektion empfohlen.
Die Hepatozoonose (Hepatozoon canis) wird von infizierten braunen Hundezecken (Rhipicephalus sanguineus) übertragen, wenn das Tier sie abschluckt. Zwar kommt der Erreger aktuell nicht in Deutschland vor, bei Reisen in südeuropäische Länder, Asien und Afrika ist eine Ansteckung jedoch möglich. Symptome sind wiederkehrendes Fieber, Appetitlosigkeit, Schwellung der Lymphknoten, Abmagerung und Lahmheit. Die Behandlung ist langwierig und nicht immer ist eine Erregerfreiheit zu erreichen.
Infektionen hervorgerufen durch Viren
Auch Hunde können mit dem Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME-V) infiziert werden. Zecken übertragen das Virus beim Saugakt. Nicht immer zeigen betroffene Tiere Symptome. Möglicherweise treten Fieber, vermehrte Schmerzhaftigkeit, Verhaltensveränderungen, unsicherer Gang und Koordinationsstörungen bis hin zu Anfällen auf. Eine Behandlung ist nur symptomatisch möglich. Die Prävention durch eine wirksame Zeckenprophylaxe ist daher ratsam.
Infektionen verursacht durch Bakterien
Anaplasmen (Anaplasma phagocytophilum) bei Hund und Katze werden durch den gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) übertragen. Die kanine granulozytäre Anaplasmose ist in Deutschland weit verbreitet. Die braune Hundezecke (R. sanguineus) überträgt den Erreger der kaninen zyklischen Thrombozytopenie (Anaplasma platys). Diese kommt häufig im mediterranen Raum vor. Folge der Bluterkrankung ist ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) und dadurch eine Störung der Blutgerinnung. Symptome einer Anaplasmose sind Einblutungen in die Haut, Mattigkeit, Schwäche, Fieber und Schwellung der Lymphknoten. Die Behandlung ist auch hier langwierig, und nicht immer lässt sich der Erreger vollständig eliminieren.
Die (kanine monozytäre) Ehrlichiose ist eine in Südeuropa vorkommende Krankheit. Auslöser ist das Bakterium Ehrlichia canis, das die weißen Blutkörperchen befällt. Die Braune Hundezecke (R. sanguineus) überträgt den Erreger. Je nach Stadium treten Symptome wie Mattigkeit, Blutungen in der Haut und im Urin, Augenveränderungen, Lymphknotenschwellung, Fieber bis hin zu Atemnot, Blindheit und Lahmheit auf. Die Bakterien verbleiben in Organen beispielsweise Leber, Milz und Lymphknoten, sodass eine lange Therapie nötig ist. Immer wieder kommt es außerdem zu einer zeitgleichen Infektion mit Babesien. Auch die Ehrlichiose lässt sich durch Zeckenprophylaxe vorbeugen.
Die Borreliose (verursacht durch Borrelia burgdorferi sensu latu) wird durch Schildzecken (Ixodes ricinus) übertragen. Diese Zeckenart ist in ganz Europa verbreitet und teilweise ganzjährig aktiv. Nach einer Infektion dauert es mitunter mehrere Wochen, bis erste Symptome auftreten. Vereinzelt fällt eine Hautrötung an der Einstichstelle der Zecke auf. Zwar zeigen nicht alle Tiere klinische Symptome, aber ein Großteil der betroffenen Tiere hat erhöhte Antikörpertiter. Der Erreger zieht sich in Knorpelgewebe, Gewebszysten oder Bindegewebszellen (Fibroblasten) zurück. Dadurch ist ein Ausbruch klinischer Symptome auch nach längerer Zeit, beispielsweise bei Stress, möglich. Zeichen einer Erkrankung sind Fieber, Appetitlosigkeit, Gelenkschwellungen, Lymphknotenschwellungen und mögliche wiederkehrende Lahmheit. Die Borreliose lässt sich mit Antibiotika therapieren, wobei eine wiederholte Behandlung nötig sein kann. Eine Borreliose-Impfung für Hunde kann die Erregerlast verringern. Wichtig ist auch hier die Zeckenprophylaxe, um einer Borrelien-Infektion vorzubeugen.
Da manche der oben aufgeführten Erreger erst nach einer bestimmten Zeit der Anheftung der Zecke übertragen werden, sollten die Zecken gegebenenfalls schnellstmöglich entfernt werden.
Stand: Februar 2025