ESCCAP-Karten – basierend auf Testergebnissen
>> Hinweis: Die ESCCAP-Karten befinden sich aktuell in Überarbeitung <<
Die ESCCAP-Karten zum Vorkommen von Parasiten bzw. von durch Parasiten übertragenen Krankheitserregern zeigen den Anteil der getesteten Tiere, die mit den jeweiligen Untersuchungen positiv auf eine bestimmte Infektion getestet wurden.
Diese Daten sind sehr hilfreich, um das Vorkommen von Tieren, die möglicherweise mit bestimmten Krankheitserregern infiziert sind oder Kontakt zu diesen hatten, in dem jeweiligen Praxisbereich besser zu verstehen.
Wie bei allen Daten zum Vorkommen von Infektionen können diese jedoch von einer Reihe von Faktoren beeinflusst werden. Dazu zählen die Anzahl der getesteten Tiere, ihre Vorgeschichte (z. B. Reiseanamnese) vor dem Test, der Grund für die Untersuchung der Tiere und die Art der verwendeten Untersuchungsverfahren. Das Verständnis all dieser Faktoren ist entscheidend für die genaue und sinngemäße Interpretation der Häufigkeit positiver Tests auf diese wichtigen Infektionen.
Es stehen zwölf Karten für den Nachweis der folgenden Infektionen zur Verfügung:
Hunde
- Ehrlichienbefall
- Anaplasmenbefall
- Borrelienbefall
- Leishmanienbefall
- Giardienbefall
- Herzwurmbefall
- Peitschenwurmbefall
- Spulwurmbefall
- Hakenwurmbefall
Katzen
- Giardienbefall
- Spulwurmbefall
- Hakenwurmbefall
Die für das laufende Jahr angezeigten Daten zeigen nur die Daten des laufenden Jahres. Je nach Jahreszeit kann diese Kartenansicht nur eine kleine Anzahl von Testmonaten darstellen.
Die ESCCAP-Karten zeigen derzeit Daten, die von Laboren in Deutschland gesammelt wurden. Wir hoffen, dass wir die Karten im Laufe der Zeit auch auf Daten aus anderen europäischen Ländern ausweiten können.
Die ESCCAP-Karten werden aktuell auf esccap.org überarbeitet.
ZUM VERSTÄNDNIS DER KARTEN: FAKTOREN, WELCHE DIE ERGEBNISSE BEEINFLUSSEN KÖNNEN
1. GRÖSSE DER PROBENZAHL
Aufgrund dieser Umstände ist bei der Interpretation von Prozentsätzen, die sich aus der Untersuchung einer kleinen Stichprobe von Tieren ergeben, stets Vorsicht geboten, vor allem, wenn das Vorhandensein eines Erregers völlig unerwartet ist. Diese unerwarteten Ergebnisse könnten einerseits auf die jüngste Ausbreitung oder auf ein kürzliches Bekanntwerden eines Krankheitserregers in einem bestimmten Gebiet zurückzuführen sein. Andererseits können sie aber auch aus einer Reihe anderer Faktoren resultieren, einschließlich des spezifischen Hintergrunds oder der Herkunft der getesteten Tiere (z. B. Einfuhr von Tieren aus endemischen Regionen) oder der Art der verwendeten Tests (siehe unten).
2. VORGESCHICHTE DES TIERES VOR DEM TEST
Bei bestimmten Tieren ist die Wahrscheinlichkeit für das Zustandekommen eines positiven Tests größer als bei anderen. Ein kürzlich aufgenommenes Tier ohne bekannte vorherige tiermedizinische Versorgung war zuvor möglicherweise nicht vor einer Infektion geschützt und wird daher mit größerer Wahrscheinlichkeit positiv getestet werden. Außerdem können Tiere, die erst kürzlich aus einem endemischen Gebiet (meist aus dem südlichen oder südöstlichen Ausland) nach Deutschland gekommen sind, von zuvor erworbenen Infektionen betroffen sein. Dies trifft bei Hunden beispielsweise auf den Nachweis von Infektionen mit Herzwürmern, Leishmanien oder Ehrlichien zu.
Für die getesteten Tiere, deren Daten die Grundlage für die Karten darstellen, liegen keine Informationen zu deren jeweiligem Hintergrund vor. Unerwartet positive Ergebnisse sollten daher grundsätzlich mit Vorsicht interpretiert werden, insbesondere wenn sie in Gebieten mit häufigem Bevölkerungswechsel auftreten, wie z. B. in Ballungsgebieten, Großstädten oder Militärstützpunkten, da es sich dabei eher um Infektionen bei umgesiedelten Tieren als um lokal erworbene Infektionen handeln kann.
3. GRÜNDE FÜR DIE UNTERSUCHUNG
Die diagnostischen Tests, deren Ergebnisse zur Erstellung der Karten verwendet werden, können von TierärztInnen zur Diagnose von Infektionsverdachtsfällen oder für Routineuntersuchungen durchgeführt bzw. veranlasst worden sein. TierärztInnen sind bei der Empfehlung von Diagnosetests für einen bestimmten Patienten umsichtig und respektieren die begrenzten Ressourcen ihrer Kunden. Dementsprechend ist anzunehmen, dass Tiere, bei denen eine Infektion wahrscheinlicher ist, bevorzugt untersucht werden. Hierzu zählen Tiere, die klinische Krankheitsanzeichen aufweisen, Tiere mit früheren Infektionen oder solche, die durch ihre Lebensweise oder den geografischen Standort ein höheres Infektionsrisiko aufweisen. Wenn Tiere, bei denen eine höhere Infektionswahrscheinlichkeit besteht, überproportional häufig getestet werden, steigt die Zahl der positiven Ergebnisse und damit auch der berechnete Prozentsatz der positiven Testergebnisse. Dieser Anstieg positiver Ergebnisse ist eher in Gebieten zu beobachten, in denen die Tests häufiger zur diagnostischen Verifizierung eines Infektionsverdachts als zur Routineuntersuchung eingesetzt werden. Derzeit enthalten die Daten keine Angaben zum Grund für die Durchführung der Tests.
4. ART DER VERWENDETEN UNTERSUCHUNGSVERFAHREN UND AUSWIRKUNGEN DER LOKALEN ODER BEVÖLKERUNGSBEZOGENEN VORKOMMENSHÄUFIGKEIT DER INFEKTION
Obwohl die Untersuchungsverfahren, die für die in den Karten gezeigten Daten verwendet wurden, oft ähnlich zu sein scheinen, unterscheiden sich die jeweiligen Tests in ihrer Empfindlichkeit (Sensitivität) und Genauigkeit (Spezifität). Beides kann die Gesamtergebnisse beeinflussen. Tests mit geringer Empfindlichkeit können die Vorkommenshäufigkeit (Prävalenz) einer Infektion in einer bestimmten Population unterschätzen, während Tests mit geringer Spezifität das Vorhandensein einer Infektion überbewerten können, da vermehrt falsch positive Ergebnisse registriert werden. Darüber hinaus hängt der prädiktive Wert (Vorhersagewert) eines bestimmten Tests oder die tatsächliche Genauigkeit nicht nur von der individuellen Testleistung, sondern auch von der Prävalenz der Infektion in der betreffenden Population ab.
Wenn Sensitivität und Spezifität eines Tests konstant gehalten werden, richtet sich der prädiktive Wert nach der Prävalenz. Eine höhere Prävalenz führt zu einem höheren positiven prädiktiven Wert, d. h. ein positives Ergebnis ist mit höherer Wahrscheinlichkeit zu erwarten, wenn die Infektion relativ häufig ist. Wenn Infektionen selten sind, sinkt der positive Vorhersagewert, während der negative Vorhersagewert steigt. Insofern unterscheiden sich die verschiedenen Tests hinsichtlich der Interpretation der Ergebnisse bei der Anwendung in verschiedenen geografischen Gebieten und bei verschiedenen Tierpopulationen.
In Deutschland ist zum Beispiel eine Giardieninfektion bei jungen Hunden relativ häufig (hoher positiver Vorhersagewert). Bei dieser Gruppe von Hunden ist ein positives Testergebnis wahrscheinlich korrekt. Bei Hunden, die älter als zwei Jahre sind, ist eine Infektion jedoch relativ selten (hoher negativer Vorhersagewert), so dass ein negatives Testergebnis wahrscheinlich korrekt ist, während es sich bei einem positiven Testergebnis (aufgrund des niedrigen positiven Vorhersagewertes) eventuell auch um ein falsch positives Ergebnis handeln könnte.
5. ANTIGEN UND ANTIKÖRPER
Die Tests weisen zwei verschiedene Arten von Biomarkern, Antigen oder Antikörper, im Blut untersuchter Tiere nach. Ein Antigen ist ein von einem Erreger freigesetztes Protein, das durch den Test nachgewiesen wird. Wenn ein Test positiv ist und ein Antigen nachweist, wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass das betreffende Tier aktuell infiziert ist. Antikörper sind Bestandteile des Immunsystems des Tieres, die als Abwehrreaktion auf eine Infektion von bestimmten Immunzellen gebildet werden. Diese Zellen sowie die von ihnen gebildeten Antikörper bleiben oft noch einige Zeit nach der Infektion bestehen und können daher sowohl während einer aktiven Infektion als auch nach deren Abklingen nachgewiesen werden. Ein positives Ergebnis eines Tests zum Nachweis von Antikörpern zeigt daher nicht nur eine bestehende Infektion an, sondern beruht grundsätzlich darauf, dass das Tier in der Vergangenheit mit dem Erreger in Kontakt gekommen ist. Andere klinische Befunde helfen bei der Feststellung, ob das Tier tatsächlich eine aktive Infektion hat.
Für die Interpretation der Karten ist es sehr wichtig, den Unterschied zwischen den beiden Testtypen zu verstehen. Der für die in den Karten gezeigten Daten verwendete Herzwurmtest für Hunde ist antigenbasiert, daher ist die ESCCAP-Karte ein Hinweis auf aktiv infizierte Tiere. Dasselbe gilt für die Nachweise von Infektionen mit Giardien und intestinalen Helminthen. Die Herzwurmtests für Katzen können antigen- oder antikörperbasiert sein und müssen entsprechend interpretiert werden. Die Tests auf zeckenübertragene Krankheitserreger basieren in der Regel auf dem Nachweis von Antikörpern, so dass die ESCCAP-Karten entweder auf eine aktive oder eine vorhergehende Infektion mit dem Erreger hinweisen.
6. TESTPOPULATION
Grundsätzlich unterscheidet man bei epidemiologischen Studien jeweils eine Studienpopulation von einer Zielpopulation. Die Studienpopulation umfasst dabei Menschen oder Tiere, die im Verlauf einer Erhebung direkt beobachtet und untersucht werden. Sie ist also ein ausgewählter Anteil der Zielpopulation. Idealerweise soll sie ein Abbild der Zielpopulation darstellen. Dies trifft jedoch nur zu, wenn hinsichtlich verschiedener Faktoren wie zum Beispiel der Größe der Studienpopulation und der Auswahl ihrer Teilnehmer bestimmte Bedingungen erfüllt sind. So sollte die Auswahl der zu testenden Individuen zufällig und nicht aus bestimmten Gründen (z. B. Reisehintergrund oder Krankheitsverdacht) bevorzugt erfolgen. Es ist somit wichtig zu berücksichtigen, dass die Testergebnisse, die für die Erstellung der ESCCAP-Karten verwendet wurden, von Tieren stammen, die aus verschiedenen Gründen in einer Tierarztpraxis oder -klinik vorgestellt und getestet wurden (siehe Punkt 3: Motivation für die Tests). Zudem befindet sich die überwiegende Mehrheit dieser Tiere in privatem Besitz, während sich ein kleinerer Teil der Tiere in der Obhut einer Tierschutzorganisation oder eines Tierheims befinden kann. Die Studienpopulation der ESCCAP-Karten repräsentiert also nicht in allen Punkten die Gesamtpopulation, was die Nachweisraten für die Infektion mit den jeweiligen Erregern insgesamt beeinflussen kann.
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