Milben, Haarlinge, Flöhe und Co. beim Meerschweinchen
Meerschweinchen sind anfällig für sogenannte Ektoparasiten, also Parasiten wie Milben, Haarlinge, Flöhe oder Zecken, die sich auf der Haut und im Fell von Tier und Mensch ansiedeln. Welche Parasiten genau das beim Meerschweinchen sind, erfahren Sie hier.
Haarlinge beim Meerschweinchen
Haarlinge beim Meerschweinchen sind kleine, flügellose, parasitische Insekten. Es gibt unterschiedliche Arten von Haarlingen, die wirtsspezifisch sind. Das bedeutet, manche Arten befallen beispielsweise nur Katzen, manche Arten nur Meerschweinchen. Sie können nicht auf den Menschen übergehen. Die drei Haarlingsarten, die beim Meerschweinchen vorkommen, sind:
- Gliricola porcelli (ca. 1,5 mm lang),
- Gyroporus ovalis (ca. 1 mm lang) und
- Trimenopon hispidum (ca. 1,5–2 mm lang).
Anders als Flöhe saugen Haarlinge kein Blut, sondern ernähren sich von den Hautschuppen und dem Talgsekret des Meerschweinchens.
Wie erkenne ich Haarlinge beim Meerschweinchen?
Haarlinge und ihre Nissen (Eier) lassen sich meist schon mit dem bloßen Auge im Haarkleid des Meerschweinchens erkennen. Ist ein Meerschweinchen betroffen, können auch andere Meerschweinchen angesteckt werden, da Haarlinge von Tier zu Tier übertragen werden. Das Fell des Meerschweinchens sieht bei einem Befall mit Haarlingen oft stumpf und ungepflegt aus. Ist ein Tier stark mit den kleinen Parasiten befallen, können folgende Symptome auftreten:
- Juckreiz
- Haarausfall/kahle Stellen
- Schuppige und blutige Hautstellen
Diese Krankheitszeichen sind vor allem im vorderen Körperbereich und insbesondere am Kopf des Meerschweinchens zu beobachten.
Was tun bei Haarlingen beim Meerschweinchen?
Vermuten Sie einen Haarlingsbefall bei Ihrem Meerschweinchen, suchen Sie Ihre Tierärztin/Ihren Tierarzt auf. Da jeder Befall mit Parasiten Stress für das betroffene Tier bedeutet und je nach Gesundheitszustand auch schwerwiegender Folgen haben kann, ist in den meisten Fällen eine Behandlung empfohlen. Es gibt verschiedene Wirkstoffe (Insektizide), die gegen Haarlinge eingesetzt werden können. Grundsätzlich ist die korrekte Dosierung dieser Mittel bei so kleinen Tieren wie Meerschweinchen äußerst wichtig, da sie sonst schädlich für das betroffene Tier sein können. Allein schon aus diesem Grund ist es ratsam, eine professionelle tierärztliche Beratung hinzuzuziehen.
Manche der Insektizide gibt es als Spray, manche werden als Spot-on verabreicht. Das Spray sollte nicht direkt auf das Tier gesprüht werden, sondern auf die behandschuhte Hand, mit der dann das Mittel in das Fell eingerieben wird. Man sollte mit einer mehrwöchigen Behandlungsdauer (mind. drei Wochen) rechnen, um die Haarlinge beim Meerschweinchen wieder loszuwerden.
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Milben beim Meerschweinchen
Milben zählen zu den Spinnentieren. Während manche Milben anderer Wirtstiere noch gerade mit dem Auge erkennbar sind, kann man die der Meerschweinchen zuverlässig nur unter dem Mikroskop nachweisen. Im Gegensatz zu den Haarlingen sind einige Milbenarten nicht wirtsspezifisch, d. h. sie können auch auf andere Tierarten sowie auf den Menschen übergehen. Milbenarten, die Meerschweinchen befallen, sind:
- Pelzmilbe (Chirodiscoides caviae, 300–500 µm groß): Sie ist ein für Meerschweinchen spezifischer Parasit und legt ihre Nissen an den Haarschäften ab. Meist bleibt ein Befall bei gesunden Tieren ohne Beschwerden. Bei einem starken Befall vor allem von vorerkrankten Meerschweinchen kann die Pelzmilbe Juckreiz, Unruhe, Haarausfall, Kratzen und Schuppen verursachen. Eine Übertragung auf andere Wirte wie den Menschen ist nicht möglich.
- Grabmilbe (Trixacarus caviae, 150–200 µm groß): Gelegentlich wird auch die Grabmilbe bei Meerschweinchen gefunden. Sie sitzt in der Hautoberfläche und kann sowohl direkt – von Tier zu Tier – als auch indirekt – über mit Milben verunreinigte Einstreu oder Gegenstände – übertragen werden. Es kommt vor, dass Grabmilben über den Zukauf neuer Tiere eingeschleppt werden, wenn in Zuchtbeständen oder in Tierhandlungen ein Befall z. B. unbemerkt bleibt. Auch der Befall mit der Grabmilbe führt beim Meerschweinchen zu einem starken Juckreiz mit Unruhe sowie zu Hautverletzungen durch Kratzen. Typisch ist zudem ein Haarausfall um die Augen („Augenbrille“) sowie verhornte und krustige Entzündungen der Haut.
- Haarbalg/Demodex–Milben (Demodex caviae): Die Demodex-Milbe ist wirtsspezifisch für Meerschweinchen, eine Übertragung auf den Menschen ist also nicht möglich. Die zigarrenförmige Milbe lebt in den Haarbälgen. Oft verläuft der Befall mit Demodex-Milben ohne Krankheitszeichen, bei einem starken Befall können Juckreiz sowie kahle, entzündete und/oder verkrustete Hautstellen auftreten.
- Tropische Rattenmilbe (Ornithonyssus bacoti): Die tropische Rattenmilbe kommt beim Meerschweinchen und anderen Kleinsäugern relativ häufig vor und ernährt sich vom Blut ihrer Wirte. Der Parasit ist dämmerungsaktiv und nicht wirtsspezifisch, d. h. die tropische Rattenmilbe kann sowohl andere im Haushalt lebende Tiere als auch den Menschen befallen. Bei Tieren verursachen sie Juckreiz und Unruhe, beim Menschen kann es zu einer juckenden Hautentzündung kommen. Auch sie wird oft durch den Zukauf weiterer Meerschweinchen eingeschleppt.
Wie erkennt man Milben beim Meerschweinchen?
Je nachdem, um welche Milbenart es sich handelt, geben manche Krankheitszeichen – wie die „Augenbrille“ beim Befall des Meerschweinchens mit der Grabmilbe – einen ersten Hinweis. Für den Nachweis eines Pelzmilbenbefalls wird mittels Klebestreifen ein oberflächliches Abklatschpräparat gewonnen und anschließend mikroskopisch untersucht. Für die Untersuchung auf das Vorhandensein der sich in der Haut ansiedeln Grab- oder Haarbalgmilben, entnimmt die Tierärztin/der Tierarzt sogenannte „Hautgeschabsel“, das sind kleine Hautproben, die von der Hautoberfläche abgeschabt werden. Je nach Aussehen lassen sich die unterschiedlichen Milbenarten unter dem Mikroskop bestimmen.
Wie werden Milben beim Meerschweinchen behandelt?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Meerschweinchen einen Milbenbefall hat, ist es ratsam, Ihre Tierärztin/Ihren Tierarzt aufzusuchen. Um die Parasiten loszuwerden, gibt es Wirkstoffe, um die Milben abzutöten. Die genaue Dosierung und sachgerechte Anwendung ist sowohl zum Schutz Ihres Meerschweinchens als auch für eine erfolgreiche Behandlung gegen Milben wichtig. TierärztInnen können Sie beraten, welches Mittel am besten geeignet ist und bei welchen Milbenarten zusätzliche Hygienemaßnahmen zwingend erforderlich sind.
Flöhe und Zecken beim Meerschweinchen
Ein Flohbefall beim Meerschweinchen ist selten. Die Floharten der Gattung Ctenocephalides spp. sind wenig wirtsspezifisch und treten beim Meerschweinchen deshalb meist nur auf, wenn Hunde oder Katzen denselben Haushalt teilen. Auch hier kann es durch die Flohstiche zu Juckreiz und Hautwunden kommen. Ein Besuch bei der Tierärztin/beim Tierarzt ist ratsam und bringt hier Klarheit. Werden Meerschweinchen im Freien gehalten oder haben sie dort Auslauf, können sie auch von Schildzecken (z. B. Ixodes spp.) befallen werden. Da Zecken auch Krankheitserreger übertragen können, sollten sie immer zeitnah entfernt werden. Wie Zecken grundsätzlich richtig entfernt werden, erfahren Sie in diesem Beitrag: „Wie entferne ich eine Zecke richtig?“.
Wie kann man Parasitenbefall beim Meerschweinchen verhindern?
Soll ein neues Meerschweinchen mit anderen vergesellschaftet werden, ist es grundsätzlich ratsam, es zunächst für einige Zeit separat unterzubringen und hinsichtlich möglicher Erkrankungsanzeichen zu beobachten, bevor es Kontakt zu den anderen Tieren hat. So kann auf einfache Weise ein mögliches Ansteckungsrisiko mit Parasiten vermieden werden. Leben in Ihrem Haushalt auch Hunde oder Katzen, ist es sinnvoll, auch diese sachgerecht vor Parasiten zu schützen.
Daneben sind regelmäßige Hygienemaßnahmen wichtig wie z. B.:
- Reinigen Sie Futternäpfe und Toilettenecken täglich.
- Wechseln Sie die Einstreu im Meerschweinchen-Gehege bzw. achten Sie darauf, dass der Untergrund trocken und sauber ist. Achten Sie auf eine gute Qualität der Einstreu.
- Stellen Sie täglich frisches Trinkwasser für Ihre Meerschweinchen bereit.
Grundsätzlich sind gestresste Tiere anfälliger für Erkrankungen sowie für Parasiten. Um Ihre Meerschweinchen generell so lange wie möglich gesund zu halten, gibt es viele weitere Aspekte, die Sie hinsichtlich einer artgerechten Haltung berücksichtigen können. Welche das sind, erfahren Sie beispielsweise im Flyer des Deutschen Tierschutzbundes e.V. „Die Haltung von Meerschweinchen: Tipps und Infos“.
Weitere Informationen zu den häufigsten Parasiten und Hautpilzen bei kleinen Heimtieren wie Ratten, Meerschweinchen oder Kaninchen finden Sie in der „ESCCAP-Empfehlung zur Behandlung von Parasitosen und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern)“.
Hier „ESCCAP-Empfehlung zur Behandlung von Parasitosen und Mykosen bei kleinen Heimtieren (Kleinsäugern)“ herunterladen
Stand: Juni 2021