Welche Krankheiten können Hunde aus dem Ausland mitbringen?
Inhalt:
Notwendige Impfungen bei Auslandshunden
Welche Krankheiten können Hunde aus dem Ausland einschleppen?
- Leishmaniose bei Hund
- Babesiose beim Hund
- Ehrlichiose beim Hund
- Anaplasmose beim Hund
- Herz- und Hautwürmer beim Hund
- Hepatozoonose beim Hund
Anforderungen der Gesundheitsbehörden bei Hunden aus dem Ausland
Viele Menschen liebäugeln mit der Idee, Hunde aus dem Ausland aufzunehmen, z. B. häufig aus Rumänien, Ungarn, Griechenland oder Spanien. Die Adoption eines Auslandhundes kann die neuen HalterInnen vor verschiedene Herausforderungen stellen. Neben einer manchmal anderen Sozialisierung im Heimatland spielt das Thema Krankheiten eine wichtige Rolle. Welche Erkrankungen können Hunde aus dem Ausland mitbringen und wie können sie behandelt werden?
Notwendige Impfungen bei Auslandshunden
Wer einen Hund aus dem Ausland adoptiert, geht im Normalfall davon aus, dass dieser komplett geimpft und parasitenfrei ist. Leider ist dies nicht garantiert. Es dürfen prinzipiell nur Hunde mit einer gültigen Tollwutimpfung nach Deutschland eingeführt werden. Eine Tollwutimpfung der Tiere ist für HalterInnen wichtig, da Tollwut beim Menschen fast immer tödlich verläuft, wenn man selbst nicht dagegen geimpft ist. Zudem werden Impfungen gegen Staupe, Parvovirose und Leptospirose von der StIKo Vet* empfohlen. Aus tierschutz- und tierseuchenrechtlicher Sicht empfiehlt die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz** für importierte Hunde auch zusätzlich Impfungen gegen Hepatitis und Zwingerhusten.
Doch auch wenn Hunde, die aus dem Ausland stammen, die notwendigen Papiere und eventuell sogar Untersuchungen haben, ist eine Erkrankung nicht auszuschließen. Manche Erkrankungen können auch erst nach einem längeren Zeitraum Krankheitszeichen verursachen, wie die Leishmaniose. Das und die Tatsache, dass die Behandlung solcher Erkrankungen teils mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, sollte den zukünftigen HundehalterInnen vor der Adoption bewusst sein.
* Ständige Impfkomission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut: Impfempfehlungen für Hunde: Aktuelle Impfempfehlungen der StIKo Vet für Kleintiere und Wiederkäuer
** Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) Merkblatt Nr. 113 – Hunde u. Katzenimporte (Stand: Oktober 2023, Downloadübersicht)
Welche Krankheiten können Hunde aus dem Ausland einschleppen?
Es gibt unterschiedliche Erkrankungen, an denen Hunde erkrankt sein können, die aus dem Ausland importiert werden. Meistens handelt es dabei um Krankheiten, die vor allem in südlichen Ländern verbreitet sind und oft solche, die durch Parasiten übertragen werden. Derartige Erkrankungen werden von TierärztInnen als „durch Vektoren übertragene Krankheiten“ (VBD) bezeichnet. Bei diesen Erkrankungen werden die Krankheitserreger (Bakterien, Viren aber auch Parasiten wie Würmer oder Protozoen) durch Vektoren (wie Zecken, Mücken, Flöhe oder Läuse) übertragen. Das bedeutet Zecken oder Mücken dienen als Vektoren und infizieren Hunde durch ihre Stiche während der Blutmahlzeit mit den jeweiligen Krankheitserregern. Nicht zu vergessen ist, dass auch der Urlaub mit Hund in bestimmten Ländern mit einem Infektionsrisiko für diese Erkrankungen einhergeht. Wenn Sie Ihren Hund mit in den Urlaub nehmen möchten, denken Sie frühzeitig an einen entsprechenden Parasitenschutz. Wo welcher Schutz wichtig ist, erfahren Sie in unserem kostenfreien Reisetest.
Zu den häufigsten Erkrankungen bei Hunden aus dem Ausland zählen: Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Haut- und Herzwürmer sowie die Hepatozoonose. Diese sind im Folgenden näher beschrieben.
Leishmaniose bei Hund
Die Leishmaniose ist eine der schwersten von Parasiten verursachten Hundeerkrankungen, die aus dem Ausland importiert wird. Verursacht wird sie durch Leishmania infantum, einem winzigen einzelligen Parasiten (Protozoon), der von Sandmücken auf Hunde übertragen wird. Wird keine geeignete Therapie eingeleitet, können bei einem schweren Verlauf bis zu 90 % der erkrankten Hunde innerhalb eines Jahres versterben. Es gibt verschiedene medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, diese heilen die Leishmaniose aber leider meist nicht vollständig. Da es in der Regel notwendig ist, die erkrankten Hunde über Monate oder gar Jahre mit den Medikamenten zu behandeln, kann die Behandlung entsprechend kostenintensiv werden. Auch nach Abklingen der Krankheitserscheinungen durch die Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um einen Rückfall zu verhindern und im Zweifelsfall eine erneute Behandlung zu beginnen.
Zum Verbreitungsgebiet des Erregers zählt insbesondere der Mittelmeerraum, Afrika und der Nahe Osten. Der Krankheitserreger wurde auch in mehr als jedem fünften Tierheimhund in Studien z. B. in Italien oder Rumanien nachgewiesen. Es gab aber auch in der südlichen Schweiz sowie im Südwesten Deutschlands bereits vereinzelt dort erworbene Fälle. Ein Grund für den hohen Anteil infizierter Hunde in manchen Ländern, ist die Tatsache, dass streunende Hunde bzw. Straßenhunde Mückenstichen häufiger ausgesetzt sind.
Der Erreger Leishmania infantum wird grundsätzlich nicht vom Hund auf den Menschen übertragen, Menschen können jedoch ebenfalls durch die Sandmücke infiziert werden. Erkranken Menschen mit einem schwachen Immunsystem an der Leishmaniose – wie Kinder oder beispielsweise Personen, die eine Krebstherapie erhalten oder Medikamente einnehmen, die das Immunsystem schwächen, wie nach Organtransplantationen – kann die Krankheit ohne Behandlung lebensbedrohlich enden. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, besteht theoretisch die Möglichkeit, dass der Erreger über offene Wunden oder Ekzeme auf den Menschen übertragen werden könnte, weshalb das RKI empfiehlt, dass die zuvor genannten Personengruppen keinen Kontakt zu an Leishmaniose erkrankten Hunden haben sollten.
- Hunde, die an Leishmaniose erkrankt sind, können folgende Symptome zeigen: Appetitmangel, Gewichtsverlust, Schwäche, vergrößerte Lymphknoten, Haarausfall, (schuppige) Hautveränderungen, Krallenveränderungen, teils Fieber, Lahmheit, Durchfall, Augenentzündungen, Niereninsuffizienz.
Babesiose beim Hund
Die Babesiose beim Hund, wird durch Einzeller aus der Gattung Babesia verursacht, die von diversen Zeckenarten übertragen werden. Ein Vertreter aus der Gruppe dieser Parasiten ist Babesia canis, der durch die sogenannte Buntzecke (Dermacentor reticulatus) übertragen wird. Es gibt verschiedene Therapieoptionen für die Hundebabesiose, die vom Erregertyp abhängen, welcher vorher mittels Blutuntersuchung bestimmt werden muss. Die B. canis-Infektion ist die pathogenste in Europa bei Hunden vorkommende Babesiose-Form und kann, je nach Erregerstamm, bei betroffenen Hunden unterschiedlich schwer verlaufen. Ohne Behandlung nimmt sie oft innerhalb kurzer Zeit einen tödlichen Ausgang.
- Hunde, die mit B. canis infiziert sind, können folgende Symptome zeigen: unmittelbar bis drei Wochen nach Infektion hohes Fieber, Abgeschlagenheit, Schwäche, Abmagerung, Fieber, wechselnder Anstieg der Körpertemperatur, blasse, manchmal gelbe Schleimhäute und dunkle Verfärbung des Urins, zentralnervöse Störungen.
- Wo ist die B. canis-Babesiose häufig verbreitet? Beispielsweise in Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Niederlande, sowie regional in Zentral- und Osteuropa bis zum Baltikum.
Ehrlichiose beim Hund
Die (kanine monozytäre) Ehrlichiose ist eine bakterielle Infektion, bei der ebenfalls oft eine lebenslange Behandlung mit verschiedenen Medikamenten notwendig ist. Die Ehrlichiose kann tödlich verlaufen.
- Hunde, die an Ehrlichiose erkrankt sind, können folgende Symptome zeigen: Abgeschlagenheit, Schwäche, Fieber, geschwollene Lymphknoten, blasse Schleimhäute, Hautblutungen, Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Hintergliedmaßen, Blut im Harn, ggf. Atemnot, Augenveränderungen bis Blindheit, selten auch Lahmheit.
- Häufige Verbreitung im südlichen Europa.
Anaplasmose beim Hund
Anaplasmose wird beim Hund durch eine Infektion mit bakteriellen Erregern Anaplasma phagozytophilum oder Anaplasma platys ausgelöst. Ersterer löst die sogenannte kanine, granulozytische Anaplasmose (Überträger ist der gemeine Holzbock Ixodes ricinus) und Letzterer die sogenannte kanine zyklische Thrombozytopenie (Überträger die Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus) aus. Die kanine granzlozytische Anaplasmose kommt weit verbreitet in Deutschland vor und wird hier nicht näher besprohen. Die kanine zyklische Thrombozytopenie stellt vereinfacht gesagt eine Bluterkrankung dar, die durch einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) entsteht. Blutplättchen sind wichtig für die Blutgerinnung.
Auch unabhängig davon, ob Krankheitszeichen bestehen, ist eine medikamentöse Behandlung ratsam und dauert etwa 2–3 Wochen. Anaplasma platys kann jedoch meist nicht vollständig eliminiert werden, weshalb die Hunde auch nach Abklingen der Symptome regelmäßig überwacht werden sollten.
- Hunde, die an Anaplasmose erkrankt sind, können folgende Symptome zeigen: Hautblutungen, Abgeschlagenheit, Schwäche, Fieber, Lymphknotenschwellungen.
- Anaplasmose ist häufig im mediterranen Raum verbreitet.
Herz- und Hautwürmer beim Hund
Bisher kommen Hautwürmer (Dirofilaria repens) und Herzwürmer (Dirofilaria immitis) meist mit Hunden aus Süd- oder Südosteuropa nach Deutschland und die Ansteckungswahrscheinlichkeit in Deutschland ist extrem gering. Im letzten Jahrzehnt wurden Hautwurminfektionen jedoch bereits regional bei Hunden und vereinzelt in Stechmücken in Deutschland nachgewiesen. Während Hautwürmer bei Hunden im Normalfall nur milde Hautsymptome (Knoten, Juckreiz oder Entzündungen) verursachen, führt eine unbehandelte Infektion mit Herzwürmern bei Hunden meist zu einem schweren Verlauf und kann lebensbedrohlich enden. Es gibt Medikamente zur Behandlung einer Herzwurminfektion, je nach Grad der sich bereits entwickelten Krankheitserscheinungen und Infektionsintensität ist sie jedoch oft nicht mehr erfolgreich. Aufgrund der mit der Behandlung höufig einhergehenden Komplikationen, ist es ratsam, die Therapie durch tierärztliche Spezialisten durchführen zu lassen.
Infizierte Hunde können als Reservoir für den Erreger dienen, welcher dann über heimische Stechmücken weiterverbreitet werden kann. Aus diesem Grund, ist es besonders wichtig, die Zahl der infizierten Hunde gering zu halten bzw. diese zu behandeln. Die Haut- aber auch die Herzwürmer können durch Stechmücken auch auf den Menschen übertragen werden.
- Hunde, die mit Herzwürmern infiziert sind, können folgende Symptome zeigen: Je nach Intensität und Dauer der Infektion keine bis schwerwiegende Beeinträchtigungen. Zunächst treten vor allem Leistungsbeeinträchtigungen sowie dann fortschreitend die Herz- und Lungenfunktion betreffende Erkrankungserscheinungen auf wie Husten, Atemnot, Hämolyse, Herzfunktionsstörungen, schockartige Zustände, Blutgefäßverstopfungen.
- Hunde, die mit Hautwürmern infiziert sind, können folgende Symptome zeigen: Hautknoten oder -ausschläge sowie -entzündungen
- Häufige Verbreitung der Herz- und Hautwürmer: südliches und östliches Europa.
Hepatozoonose beim Hund
Von der Hepatozoonose sind Hunde, als Reservoirwirte vor allem Füchse, betroffen. Sie wird durch den Erreger Hepatozoon canis hervorgerufen, der sich in der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) entwickelt und beim Verschlucken der Zecke übertragen wird. Diese Zeckenart ist gegenwärtig in Deuschland grundsätzlich nicht heimisch. Die Krankheit kann spontan ausheilen, jedoch auch tödlich verlaufen. Oft bedarf es einer langfristigen Therapie, wobei zwar eine Verbesserung des Gesundheitszustands aber meistens keine Elimination des Erregers erreicht wird. Die Hepatozoonose kann daher teilweise mehrere Monate nach Abschluss der Behandlung wieder auftreten.
- Hunde, die an einer Hepatozoonose erkrankt sind, können folgende Symptome zeigen: unregelmäßiges Fieber, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Lymphknotenschwellung, Lahmheit.
- Häufige Verbreitung der Hepatozoonose: Südeuropa
Anforderungen der Gesundheitsbehörden bei Hunden aus dem Ausland
Viele der Erkrankungen verlaufen zunächst schleichend ohne auffällige Symptome und machen sich erst nach Monaten oder gar Jahren bemerkbar. Bei Urlauben mit Hunden im Ausland ist daher eine Zecken- sowie je nach Region/Land auch eine Stechmückenprophylaxe (Repellents) wichtig. Bei Hunden, die aus dem Ausland adoptiert wurden, ist eine umfassende Prophylaxe leider nicht möglich, daher ist es dringend erforderlich, dass aus betroffenen Gebieten importierte Tiere auf diese Krankheitserreger getestet werden. Je nach Erkrankung kann dies frühestens mehrere Wochen oder Monate nach der Einreise erfolgen.
Es ist besonders davon abzuraten, als Privatperson Hunde mit nach Deutschland zu bringen, da diese bestimmte tierseuchenrechtliche Anforderungen der Gesundheitsbehörden (Chip, EU-Heimtierausweis und Nachweis über alle notwendigen Impfungen) erfüllen müssen.
Einen Überblick über die häufigsten von Parasiten übertragenen Krankheiten bei Auslandshunden bietet auch die ESCCAP-Checkliste „Checkliste für Hunde aus dem Ausland“
Stand: März 2022
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