Fuchsbandwurm: Flächendeckende Entwurmung sinnvoll
In Deutschland treten durch den Fuchsbandwurm derzeit etwa 30 Neuerkrankungen jährlich beim Menschen auf. Dabei liegt die Infektion mit dem Erreger bei heute festgestellten Erkrankungen oft 15 und mehr Jahre zurück.
Während WissenschaftlerInnen früher vor allem vor dem Verzehr von Waldfrüchten warnten, weiß man heute, dass eine Infektion auch durch Ansteckung von Hund und Katze und durch das Einatmen getrockneten Fuchskotes möglich ist. Besonders gefährdet sind daher LandwirtInnen, FörsterInnen und HundebesitzerInnen in ländlichen Gegenden. Das könnte sich allerdings ändern, denn der Fuchs ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen und besiedelt die Städte. Hier wäre ein Eintrag der Eier in die Wohnung auch über die Schuhe denkbar. ForscherInnen der Arbeitsgruppe Wildbiologie und Wildtiermanagement der TU München plädieren nun dafür, die Füchse zum Schutz des Menschen flächendeckend zu entwurmen. In einem Pilotversuch fanden sie heraus, dass etwa 40 bis 50 Prozent der Füchse infiziert sind. Sie konnten durch regelmäßige Entwurmungen diese Rate auf weniger als ein Prozent und später sogar unter die Nachweisgrenze senken. Erfolgt sind diese Entwurmungen wie einst auch die Tollwutimpfung der Füchse. Die ForscherInnen warfen für Mensch und Haustiere ungefährliche Köder vom Flugzeug ab beziehungsweise legten sie in besiedelten Gebieten von Hand aus. Leider sind für einen Erfolg häufige Wiederholungen nötig, so dass die Kosten höher sind. Andreas König, Leiter der Pilotstudie, hält sie mit etwa 1,75 Euro pro EinwohnerInnen dennoch für vertretbar, schließlich schütze die Maßnahme den Menschen vor einer potenziell tödlichen Krankheit. Die zweite Möglichkeit, um das Risiko für den Menschen zu mindern, ist mittlerweile kaum noch umsetzbar. Dafür müsste man nämlich die Fuchsbestände besonders im stadtnahen Raum erheblich dezimieren, was nur über massive Bejagung möglich wäre. Diese würde jedoch, seit Mensch und Fuchs harmonisch nebeneinander leben, in der Bevölkerung wohl auf wenig Akzeptanz stoßen. Hoffnung gibt es aber auch aus einer anderen Richtung. Ein internationales Forscherteam rund um den Würzburger Mikrobiologen Prof. Dr. Klaus Brehm hat das Erbgut mehrerer Bandwurmarten entschlüsselt und hofft so, wirksame Medikamente gegen der Erreger entwickeln zu können. Denn die DNA des Erregers ähnelt der vieler Krebszellen, weshalb auch jetzt schon Chemotherapeutika gegen den Wurm zum Einsatz kommen. Vielleicht kann demnächst ein Medikamenteneinsatz noch viel gezielter stattfinden. Der bayerische Rundfunk zitiert den Fachmann: »Klaus Brehm ist überzeugt, dass es in fünf bis sechs Jahren neue Medikamente gegen den Fuchsbandwurm geben wird, die diesen dann zuverlässig töten.«
Quelle: VETimpulse · 24. Jahrgang · Ausgabe 3 · 1. Februar 2015