Bandwürmer bei Pferden in Deutschland
Inhalt:
Welche Bandwurmarten gibt es beim Pferd?
Wie infiziert sich mein Pferd mit Bandwürmern?
Welche Symptome zeigt mein Pferd bei einem Bandwurmbefall?
Wie werden Bandwürmer beim Pferd festgestellt?
Wie kann ich einem Bandwurmbefall beim Pferd vorbeugen?
Hygienemaßnahmen: Wie kann man einem Bandwurmbefall beim Pferd vorbeugen?
Die Weidesaison endet für die meisten Pferde im Zeitraum von Oktober bis November eines Jahres. Der Herbst ist daher ein guter Zeitpunkt, um nochmals eine Wurmkur beim Pferd durchzuführen. Hierbei sollte unter anderem auch an Bandwurminfektionen gedacht werden. Doch wie häufig kommen Bandwürmer bei Pferden vor? Gibt es Faktoren, die ihr Vorkommen beeinflussen?
Um das regionale Vorkommen von Bandwürmern bei Pferden im Raum Berlin/Brandenburg zu untersuchen, haben ExptertInnen im Rahmen einer Studie in den Jahren 2017/18 insgesamt 484 Pferde auf 48 Betrieben hinsichtlich einer bestehenden Bandwurminfektion untersucht. Darüber hinaus fand eine Befragung der BetriebsleiterInnen oder PferdebesitzerInnen statt, unter anderem zu Weide- und Hygienemanagement sowie zum Entwurmungsmanagement.
Im Folgenden werden die allgemeinen Informationen und Empfehlungen zu Bandwürmern beim Pferd durch die Ergebnisse dieser Studie ergänzt.
Welche Bandwurmarten gibt es beim Pferd?
Bei Pferden spielen besonders diese Bandwurmarten eine Rolle: Anoplocephala perfoliata und A. magna. Erstere ist der häufigste Grund für einen Bandwurmbefall bei Pferden. Seltener wird in Deutschland ein Befall durch A. magna hervorgerufen, gelegentlich auch durch die Bandwurmart Paranoplocephala mamillana.
Wie infiziert sich mein Pferd mit Bandwürmern?
Bandwürmer nutzen Moosmilben als Zwischenwirt, in dem sich die Bandwurmlarven, genauer die infektiösen Cysticercoide, weiterentwickeln. Pferde, die Zugang zur Weide haben, nehmen die mit Cysticercoid-Larven infizierten Milben über das Gras auf. Die Bandwurmlarven werden bei der Verdauung der Milben im Darm des Pferdes freigesetzt, heften sich an die Darmschleimhaut und entwickeln sich dort zu ausgewachsenen Bandwürmern weiter.
Anschließend werden Bandwurmglieder, sogenannte gravide Proglottiden, die mit Eiern des Parasiten gefüllt sind, über den Kot wieder ausgeschieden. In der Umwelt zum Teil aber auch bereits im Darm der infizierten Pferde platzen die Bandwurmglieder und die Wurmeier werden frei gesetzt und können von den grundsätzlich auf allen Grasflächen vorkommenden Moosmilben aufgenommen werden. In diesen können die Cysticercoide bis zu mehreren Monaten überleben und auch überwintern. Der Entwicklungszyklus von A. perfoliata ist in Abbildung 1 dargestellt.
Laut der aktuellen Studienergebnissen gibt es darüber hinaus weitere Variablen, die eine Infektion mit Bandwürmern beim Pferd beeinflussen können:
- Die Dauer bzw. Intensität der Weidenutzung
- Der Zeitpunkt der letzten Entwurmung mit einem gegen Bandwürmer wirksamen Wurmmittel
Welche Symptome zeigt mein Pferd bei einem Bandwurmbefall?
Leidet ein Pferd unter einem Befall mit Bandwürmern, so kann es folgende Symptome entwickeln:
- Verstopfung
- Gewichtsverlust
- Bauchschmerzen (Koliken)
- Schwere Darmentzündungen
Bei Pferden mit hochgradigem Bandwurmbefall steigt das Risiko für Störungen des Magen-Darm-Trakts entsprechend.
Wie werden Bandwürmer beim Pferd festgestellt?
Um einen Bandwurmbefall beim Pferd zu diagnostizieren, kann die Tierärztin oder der Tierarzt eine Kotuntersuchung (Koproskopie) durchführen. Allerdings werden die Bandwurmeier unregelmäßig ausgeschieden bzw. sind im Kot infizierter Pferde ungleichmäßig verteilt, sodass das Untersuchungsergebnis oft nicht die tatsächlich vorhandene Anzahl von Bandwürmern im Darm repräsentiert.
Aus diesem Grund wurden kombinierte Untersuchungstechniken mit Zentrifugation entwickelt, um Bandwurmeier im Kot von Pferden besser nachweisen zu können.
Die ESCCAP-ExpertInnen empfehlen darüber hinaus, eine Herden-/Bestandsdiagnose durchzuführen und alle Pferde eines Bestandes zu entwurmen, wenn in einer der untersuchten Proben Bandwurmeier nachgewiesen werden konnten.
Laut den aktuellen Studienergebnissen wird das Vorkommen von Bandwurmeiern im Kot von Pferden in Berlin/Brandenburg durch das Ergebnis der durchgeführten Kotproben als gering eingestuft. Lediglich in 0,6 % der untersuchten Kotproben konnten Bandwurmeier nachgewiesen werden. Dies betraf 6,3 % der Betriebe. Zum Vergleich: In früheren Studien konnten Häufigkeiten (Prävalenzen) von 2,0 % und 3,0 % bei in Deutschland untersuchten Pferden beobachtet werden.
Weitere Untersuchungsmethoden weisen auf ein deutlich häufigeres Vorkommen von Bandwurminfektionen hin
Außerdem stehen TierärztInnen zwei weitere spezielle Laboruntersuchungen zur Verfügung, mit denen Antikörper im Blut oder Speichel von Pferden festgestellt werden können, die das Immunsystem gegen A. perfoliata gebildet hat. Diese Verfahren nennen sich Serum-ELISA (Untersuchung von Blut) und Speichel-ELISA (Untersuchung von Speichel). Die Häufigkeit, mit der durch diese Verfahren eine Infektion bei den an der o. a. Studie beteiligten Pferden nachgewiesen wurde, lag erheblich über der mittels Kotprobenuntersuchung gewonnenen Erkenntnisse. So waren z. B. fast 30 % der Speichelproben positiv und auf drei Viertel der Betriebe wenigstens ein Pferd betroffen. Diese derart erstmals für Deutschland erhobenen Daten weisen somit auf ein deutlich häufigeres Vorkommen von Bandwurminfektionen hin, als bisher aufgrund von Kotprobenuntersuchungen angenommen.
Wie kann ich einem Bandwurmbefall beim Pferd vorbeugen?
Der wichtigste Schutzfaktor gegen einen Anoplocephala-Befall scheint bei den Pferden in Berlin und Brandenburg die Behandlung mit dem Wirkstoff Praziquantel gewesen zu sein. Daher ist eine regelmäßige Entwurmung beim Pferd auch vorbeugend ratsam.
Wurmkur gegen Bandwürmer
Mit dem Ende der Weidesaison im Oktober bis November eines Jahres wird die Zeit für eine Wurmkur beim Pferd eingeläutet. Dabei ist die Wahl der richtigen Wirkstoffe entscheidend: Zestozide Anthelminthika – bevorzugt mit dem Wirkstoff Praziquantel – werden zur Entwurmung von Pferden mit Bandwürmern angewandt. Eine Wurmkur mit Praziquantel kann zum Beispiel in Kombination mit Ivermectin beim Pferd durchgeführt werden.
Auf mit Bandwurminfektionen betroffenen Betrieben reicht in der Regel eine jährliche Bandwurmbehandlung im Spätherbst oder Winter im Allgemeinen aus, um einen signifikanten Befall zu verhindern, raten die ESCCAP-ExpertInnen. Dabei sollten alle Pferde eines Bestandes pauschal behandelt werden. Allerdings kann bei starkem Befall auch bereits eine Behandlung im Verlauf der Weidesaison erforderlich sein. Es ist daher sehr zu empfehlen, durch regelmäßige Untersuchungen den Parasitenstatus des jeweiligen Pferdebestandes zu überwachen.
Wenn Sie mehr über die allgemeinen Entwurmungsstrategien bei Pferden erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen in der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 „Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden“ oder in dem Beitrag „Wie oft sollte man Pferde entwurmen oder auf Wurmbefall untersuchen?“.
Hygienemaßnahmen: Wie kann man einem Bandwurmbefall beim Pferd vorbeugen?
Zur Reduzierung des Infektionsdrucks kann zudem das regelmäßige Entfernen von Kot auf Weide und Paddock beitragen. Sie können sich über weitere Hygienemaßnahmen in diesem Beitrag informieren: „Wurmbefall beim Pferd: wichtige Hygienemaßnahmen“.
In den untersuchten Pferdeställen in Berlin/Brandenburg konnte beobachtet werden, dass große Weideflächen und häufige Weidewechsel nicht zur Reduzierung des Infektionsdrucks beitragen. Im Gegenteil: Die StudienautorInnen vermuten, dass diese Faktoren zu mehr Vegetation der Grünfläche führen, was wiederum für die Parasiten von Vorteil sein könnte.
Hinweis zur Quelle: Der Inhalt dieses Beitrags beruht unter anderem auf der Studie „Investigations on the occurrence of tapeworm infections in German horse populations with comparison of different antibody detection methods based on saliva and serum samples“ .
Stand: November 2021